Sonntag, 10. August 2014

Der Anfang und das Ende des Internets

Jap, solche Filme kenne ich auch, in denen es nur so ein, zwei gute Szenen gibt, bei denen aber sonst alles eher so mittelprächtig ausschaut. Allerdings muss ich sagen, dass ich deiner Harry-Potter-Film-Antipathie nicht so viel abgewinnen kann. Ich mochte die alle irgendwie. Egal, jedenfalls zu dem von dir beschriebenen Filmtypus: Beweisstück A (Everytime-Szene aus Spring Breakers), Beweisstück B (jede verdammte David-Szene aus Prometheus, ey, ich glaube immer noch nicht, dass die den Film so in den Sand gesetzt haben).

Aber mich hat deine Auseinandersetzung mit schlechten Filmen daran erinnert, dass die Welt noch viel mehr Zeug anzubieten hat, das irgendwie nicht in den Standardfilter "gut" hineinpassen will. So beispielsweise: Oddly Satisfying, abgedrehte Videos, Bilder oder Situationen, die dennoch ein positives, fast schon meditatives Gefühl in einem auslösen. Und das ist erst die Spitze des Eisbergs.

Während die meisten Memes mittlerweile zum guten Hipster-Ton dazugehören, will ich tiefer vordringen. Ich möchte zu der Seite des Internets, bei der man nicht genau weiß, wie man sich fühlen sollte. Eben abseits von Lolcats, Harlem Milkshake und dergleichen. Wie wäre es also mit einer Portion Menschlichkeit: Alles von ZeFrank. Und ich betone alles, weil einige von euch ausweichen und so und sagen, ne das Video ist nicht so gut, nein, alles! Erste Ebene des bizarren Internets, außerordentlich gut, obwohl wahnsinnig.

Gehen wir weiter. YouTube ist ein wunderbarer Ort, seine Hobbys mit anderen zu teilen. Wilhelm, und auch wenn du schon dein Lieblingshobby gefunden hast, will ich dich doch noch mit ein paar weiteren bekannt machen. Wie wäre es denn mit Eltern-Huckepack. Oder männerhebende Frauen. Oder Steine in Waschmaschinen packen. Und wenn du noch nicht das passende Zimmer in deinem Leben gefunden hast, jetzt kannst du dir endlich ein Vorbild zulegen, damit das wenigstens mit deiner YouTuber-Karriere noch einmal vorangeht. Zweite Ebene des bizarren Internets, Unsicherheit macht sich breit, aber Menschen sind nun einmal so.

Oh, ich merke gerade, dass ich ein wenig zur Linkschleuderei tendiere, wenn ich über Menschen im Internet schreibe. Deshalb hier ein Stück Text, das mit weniger Links auskommt, damit ihr euch wieder ein wenig einkriegt. Konzentration. Und noch eins tiefer: Hackerboards. Hey, Anonymous dürfte ja mittlerweile jedem ein Begriff sein, nachdem eine nicht auf individuelle Merkmale beschränkte Bewegung im Spiegel auf individuelle Merkmale beschränkt wurde. Also V-wie-Vendetta-Maske, irgendwas mit Hacking und Punk-ähnliches Rebelliergehabe. Egal, jedenfalls wird man sich auch mit der Herkunft beschäftigt haben, wenn man schon politische Trends mag: Hey, moot-Buddys auf 4chan for life.

Soweit ist das alles noch Teil der normalen Internetkultur. Doch was ist mit den Leuten, die 4chan nur als Spielwiese benutzen, um ihre nächsten Opfer zu suchen. Hacker, die sich Webcams einverleiben und dann zum Spaß mal kurz das CD-Laufwerk öffnen, um ein Reaction-Gif für ihre Poser-Threads zu erstellen? Achso, und in den meisten Fällen sind das noch die harmloseren Script-Kiddies. Cam-Hacking erscheint da noch als Kavaliersdelikt, wenn wir uns in die Ebene des Darknet vorwagen. Das, wovon nur die wenigsten wissen, dort wo, Waffen und Menschen gehandelt werden, dort wo Sicherheitssysteme nicht mehr aus Spaß geknackt werden, sondern um an den Meistbietenden Daten verkaufen zu können. Willkommen in der untersten Ebene des Internets, in der Teergrube des menschlichen Charakters.

Und dennoch gehört das alles zu ein und demselben Internet. Es ist eben nicht in Ebenen aufgeteilt. Und nur weil wir von einer Sache nicht so viel mitbekommen, weil wir auf Facebook gerade ein Katzenbild teilen, bedeutet das nicht, dass es nicht dennoch darauf wartet, mit uns zusammenzustoßen. Nur stellt sich eben die Frage: Werden wir überhaupt etwas von diesem Zusammenstoß mitbekommen? Und, wenn ja: Werden wir es nicht sowieso als etwas abtun, das nicht in unser Konzept vom modernen High-Tech-Instagram-Service-Internet hineinpasst? Ignorieren wir es nicht einfach, wie alles andere auch, was uns nicht interessiert?

1 Kommentar:

  1. "Ignorieren wir es nicht einfach, wie alles andere auch, was uns nicht interessiert?"
    Bzw. wie alles andere auch, vor dem wir machtlos erscheinen?! Lieber ignorieren als hilflos sein...

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